Im Überblick: Was ist eine aktinische Keratose?

Die Hauterkrankung aktinische Keratose äussert sich in Form lokaler Hautveränderungen, die sich als verhornte Flecken oder flache Erhebungen (sogenannte Papeln) mit rauer bis schuppiger Oberfläche darstellen. Diese weisen zumeist einen Durchmesser von 2 bis 6 mm auf und sind hautfarben oder rötlich bis rötlich-braun gefärbt. Allerdings können auch mehrere aktinische Keratosen ineinander übergehen und somit grössere Hautflecken bilden.

In erster Linie sind von der Krankheit Hautareale betroffen, die regelmässig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Bei rund einem Viertel der Bevölkerung in der Schweiz kann eine aktinische Keratose diagnostiziert werden, wobei insbesondere ältere Menschen und häufiger Männer als Frauen betroffen sind.

Aktinische Keratose gilt als Vorstufe von Hautkrebs

Eine aktinische Keratose ist mehr als ein kosmetisches Problem, da sie den Ausgangspunkt zur Entstehung einer bestimmten Form von Hautkrebs bilden kann. Medizinisch wird diese als Plattenepithelkarzinom bezeichnet und gilt als die zweithäufigste Krebserkrankung der Haut. Das Risiko, dass sich aus jeweils einer aktinischen Keratose ein Plattenepithelkarzinom entwickelt, beträgt je nach Studie bis zu 16 % pro Jahr. Hingegen beziffern andere Untersuchungen das Risiko geringer.

Generell steigt mit der Anzahl aktinischer Keratosen das Risiko für das Auftreten eines Plattenepithelkarzinoms. Da sich die jeweilige Entwicklung zu Hautkrebs jedoch nicht vorhersehen lässt, sollten aus rein medizinischer Sicht Fälle von aktinischer Keratose grundsätzlich ärztlich behandelt werden.

Was bedeutet der medizinische Fachbegriff „aktinische Keratose“ eigentlich genau?

Das Wort Keratose beschreibt eine Verhornung der Haut. Diese kann je nach Ausprägung mit den Fingern ertastet werden und/oder mit dem blossen Auge erkennbar sein. Wurde diese Hautveränderung durch Strahlung (hier: Sonnenstrahlen) ausgelöst, so beschreiben Fachleute die Ursache als aktinisch. Die medizinische Namensgebung ist dem Griechischen entlehnt: aktis = (Sonnen-)Strahl und kéras = Horn.

Wie entsteht eine aktinische Keratose?

Die gesunde Oberhaut erneuert sich innert rund eines Monats

Die äussere Schicht der menschlichen Haut wird als Oberhaut (Epidermis) bezeichnet und besteht hauptsächlich aus Zellen eines bestimmten Typs, den sogenannten Keratinozyten. Die oberen Lagen dieser Epidermis und damit auch die Hautoberfläche werden stetig erneuert, indem sich im darunter liegenden Bereich neue Keratinozyten bilden. Diese durchlaufen eine natürliche Entwicklung und «wandern» während mehrerer Wochen nach oben an die Hautoberfläche. Dort ersetzen sie – inzwischen reichlich mit den namensgebenden Keratinen gefüllt – die vorhandenen älteren Zellen, welche schliesslich abschilfern. Die abgeflachten, nunmehr verhornten Keratinozyten bilden dabei eine mehrlagige, abschliessende Zellschicht der Oberhaut, fachsprachlich Plattenepithel genannt.

Die UV-Strahlung des Sonnenlichts kann in Keratinozyten Genmutationen auslösen.

Bei häufiger, intensiver Sonneneinstrahlung können energiereiche UV-Strahlen (insbesondere UV-B-Strahlen) Keratinozyten in der unteren Oberhaut beschädigen: Bestimmte Stellen des Erbguts (DNA) in der Hautzelle werden verändert, sodass eine Genmutation entsteht. Die durch UV-Licht verursachte Genmutation hat zur Folge, dass sich einerseits mehr Keratinozyten als üblich bilden und diese andererseits in ihrer Entwicklung gestört sind. Mediziner nennen dies eine unkontrollierte Proliferation entarteter Zellen. Infolgedessen entsteht schliesslich eine aktinische Keratose.

 

Symptome:

Woran erkennt man eine aktinische Keratose?

Merkmale der aktinischen Keratose sind typischerweise raue bis verschorfte, verhornte Flecken und/oder flache Hautverdickungen (Papeln) von nur wenigen Millimeter Grösse. Die betroffenen Hautstellen können rötlich bis rötlich-braun verfärbt sein, allerdings auch unauffällig hautfarben ausfallen. So sind Frühstadien der aktinischen Keratose kaum erkennbar und lassen sich am ehesten anhand der rauen Oberfläche ertasten. Bereits diese, äusserlich noch nicht weit entwickelten Hautveränderungen sollten ärztlich untersucht werden, da sich unter der Hautoberfläche schon krankhaft veränderte Keratinozyten ausgebreitet haben können.

Als Symptome aktinischer Keratosen können gelegentlich zudem Druckempfindlichkeit, Juckreiz und weitere Kennzeichen einer Entzündung (z.B. Brennen) auftreten. Nicht selten sind den Patienten entsprechende Stellen auch deshalb bekannt, da sie die regelmässig wiederkehrenden Keratosen (Verhornungen) abzukratzen versuchen.

Die Hautkrankheit tritt bei den jeweiligen Betroffenen meist nicht als ein einzelner Fleck respektive als eine einzelne Verhornung, sondern in der Regel gleich mehrfach auf. Benachbarte Hautveränderungen können dabei ineinander übergehen (konfluieren) und somit grössere Hautflecken bilden. Sind auf einem grösseren Hautareal – wie etwa über der gesamten unbehaarten Kopfhaut verteilt – vielfach aktinische Keratosen zu finden, nennen Mediziner dies eine Feldkanzerisierung. Im Gegensatz zu den oben genannten Ausprägungen kann sich die Hautkrankheit auch als «Hauthorn» äussern: Hierbei ragt – hauptsächlich im Gesicht oder am Ohr – eine verhornte Wucherung deutlich aus der Haut hervor.

Bestimmte Hautareale sind hauptsächlich betroffen

Aufgrund ihrer Entstehung finden sich aktinische Keratosen hauptsächlich in Hautarealen, die regelmässig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Hierzu zählen üblicherweise:

  • die unbehaarte Kopfhaut
  • Ohrmuscheln
  • im Gesicht vor allem Stirn, Nase und Wangen
  • der obere Brustbereich oder Dekolleté
  • Unterarme und Handrücken
  • etwas seltener die Unterschenkel

Wodurch wird die Entstehung von aktinischer Keratose begünstigt oder bei welchen Personen tritt diese mit höherer Wahrscheinlichkeit auf?

Als Hauptrisikofaktor zur Entwicklung einer aktinischen Keratose gilt laut Experten die «kumulative UV-Exposition»: also der über die Lebensjahre ansteigende Zeitraum oder die wachsende Zahl von Stunden, die man sich ungeschützt der Sonneneinstrahlung aussetzt und/oder eine Sonnenbank (etwa im Solarium) nutzt. Nachfolgend sind die wesentlichen Risikofaktoren für aktinische Keratose im Überblick aufgeführt:

  • Regelmässige UV-Strahlung, meist durch Sonnenlicht
  • mangelnder Sonnenschutz
  • höheres Lebensalter
  • heller Hauttyp: helle bis blass-weisse Haut eventuell mit Sommersprossen; eine Sonnenbräune entsteht kaum bis gar nicht, hingegen kommt es häufig bis ständig zu einem Sonnenbrand
  • männliches Geschlecht
  • Sonnenbrände in der Kindheit
  • Ausübung des Berufs im Freien
  • Immunsuppression (gehemmtes Immunsystem)*
  • AIDS-Erkrankung

*beispielsweise nach Organtransplantation oder unter bestimmten Blutkrebsbehandlungen

In welche Stadien lässt sich aktinische Keratose einteilen?

Aktinische Keratosen werden – unabhängig von ihrer Lokalisation – medizinisch üblicherweise gemäss ihres Schweregrades drei Stufen zugeordnet. Benannt ist diese Einteilung nach der US-amerikanischen Dermatologin Prof. Dr. Elise A. Olsen, die diese mit ihrem Team entwickelt hat:

  • Grad I – leicht: Frühe aktinische Keratosen sind mit dem Auge kaum erkennbar, aber als raue Stellen ertastbar.
  • Grad II – mittelschwer: Fortgeschrittene aktinische Keratosen zeichnen sich durch eine rötliche Verfärbung augenfällig ab und sind deutlich zu ertasten.
  • Grad III – schwer: Ausgeprägte aktinische Keratosen weisen sehr dicke, unregelmässige, höckerige Strukturen mit fest haftenden Hautverhornungen auf.

Ebenfalls in drei Stufen teilt die Klassifikation nach Röwert-Huber den Schweregrad von aktinischer Keratose ein – diese Einteilung ist jedoch in der Ärzteschaft weniger weit verbreitet. Von neueren diagnostischen Bewertungsmethoden, wie dem AKASI (Actinic Keratosis Area and Severity Index), versprechen sich Experten eine künftig noch besser standardisierte Befunderhebung und Verlaufskontrolle etwaiger Therapien.

Wie kann sich aktinische Keratose weiterentwickeln?

Die aktinische Keratose basiert – kurz gesagt – auf einer abnormal schnellen Vermehrung, also einer krankhaften Wucherung von Keratinozyten der Oberhaut. Dieser Zustand wird von Medizinern als «in-situ Karzinom» und damit als Vorstufe des sogenannten Plattenepithelkarzinoms der Haut eingeschätzt. Letzteres ist eine Form von Hautkrebs und stellt den zweithäufigsten Hauttumor-Typ bei hellhäutigen Menschen dar. Zwischen der Entwicklung einer lokalen aktinischen Keratose und der Entstehung eines (invasiven) Plattenepithelkarzinoms können 10 bis 20 Jahre vergehen. Maximal 5 bis 10 % der aktinischen Keratosen entwickeln sich zu Plattenepithelkarzinomen.

Anders stellt sich die Situation bei immunsupprimierten Patienten dar: Hier liegt die entsprechende Rate bei etwa 30 %. Inzwischen ergaben klinische Untersuchungen, dass sich bereits leichte aktinische Keratosen (etwa Grad 1 nach Olsen) zu Plattenepithelkarzinomen entwickeln können. Die äusserlich erfolgende Beurteilung der jeweiligen aktinischen Keratose, etwa durch Betasten der Hautärztin oder des Hautarztes, erlaubt demnach nicht zwangsläufig eine Prognose darüber, wie weit sich unter der Hautoberfläche bereits atypische Keratinozyten ins Hautinnere ausgebreitet haben.

 

Stichwort Prävention:

Wie lässt sich einer aktinischen Keratose vorbeugen?

Angesichts der Rolle der UV-Strahlung als Hauptrisikofaktor für die Entstehung der aktinischen Keratose ist ein konsequenter Lichtschutz mit hohem Lichtschutzfaktor von hoher Bedeutung – sowohl zur Vorbeugung einer aktinischen Keratose als auch hinsichtlich deren Fortentwicklung zu Hautkrebs.

Vermeidung einer starken Sonneneinstrahlung und weitere präventive Massnahmen:

  • Bei mittlerem und hohem UV-Index (siehe unten) (UVI 3-7) sollte zur Mittagszeit Schatten aufgesucht werden.
  • Bei sehr hohem UV-Index (ab UVI 8) sollte mittags ein Aufenthalt im Freien möglichst ganz vermieden werden.
  • Bei hohem UV-Index sind allfällige Aktivitäten im Freien bevorzugt morgens oder abends auszuüben.
  • Einen Sonnenbrand gilt es stets zu vermeiden.
  • Bei Aufenthalt in der Sonne sollten geeignete Kleidung, eine Kopfbedeckung sowie eine Sonnenbrille getragen werden.
  • Anwendung von Sonnenschutzmitteln auf unbedeckten Hautflächen bereits vor dem Aufenthalt im Freien, danach alle zwei Stunden: Geeignetes Produkt mit hohem Lichtschutzfaktor gleichmässig und in ausreichender Menge auftragen.

Darüber hinaus bietet sich zur sogenannten sekundären Prävention an:

  • Eigenuntersuchung auf auffällige Hautveränderungen
  • Regelmässige Hautkrebsvorsorge-Untersuchung in der dermatologischen Praxis oder Klinik

Schon gewusst? Der UV-Index «UVI»

Bei der Einschätzung der erforderlichen Sonnenschutzmassnahmen hilft der UV-Index (kurz: UVI). Je höher dieser Index ausfällt, desto schneller kann die ungeschützte Haut einen Sonnenbrand entwickeln. Tagesaktuell wird der UV-Index im Rahmen von Wettervorhersagen veröffentlicht, insbesondere bei deren Online-Versionen im Internet. Ein entsprechendes Informationsangebot bietet beispielsweise auch MeteoSchweiz (Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie): https://www.meteoschweiz.admin.ch/service-und-publikationen/applikationen/uv-index.html

Vitamin D nicht vergessen

Die Sonneneinstrahlung spielt allerdings auch eine positive Rolle für unsere Gesundheit: Die natürliche Bildung von biologisch aktivem und für den Körper essenziellem Vitamin D erfordert die Einstrahlung von UV-Licht in die Haut. Bei Umsetzung eines rigorosen Sonnenschutzes sollte in der ärztlichen Praxis daher der Vitamin-D-Spiegel geprüft werden. Liegt ein entsprechender Mangel vor, sollte dieser durch Einnahme eines Vitamin-D-Präparates ausgeglichen werden.

Wie wird die aktinische Keratose behandelt?

Zur Behandlung der aktinischen Keratose steht eine Reihe unterschiedlicher Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Welche Behandlungsweise jeweils am besten geeignet ist, hängt unter anderem von der Ausprägung der Hautkrankheit und von sonstigen Erkrankungen der Patienten ab. Betroffene sollten in der Regel vor der Behandlung über die Vor- und Nachteile der infrage kommenden Therapien durch die behandelnde Ärztin oder den behandelnden Arzt hinreichend aufgeklärt werden. Gängige Therapiemöglichkeiten der aktinischen Keratose sind nachfolgend in Kurzform dargestellt:

Chirurgische Therapie:

Einzelne aktinische Keratosen werden unter örtlicher Betäubung oberflächlich abgetragen («Shave-Exzision» oder Kürettage). Deutet eine Hautveränderung deutlich auf ein Plattenepithelkarzinom hin, kann eine komplette Entfernung des betroffenen Hautgewebes und damit auch tieferer Hautschichten erforderlich sein. Die durch die Behandlung gewonnen Gewebeproben können im Labor zu genaueren Beurteilung der Hauterkrankung untersucht werden.

Kryochirurgie:

Mittels Kälte werden gezielt verhornte Hautbereiche zerstört. Angewendet wird hierbei flüssiger Stickstoff, der lokal appliziert das von aktinischer Keratose betroffene Gewebe auf unter minus 25 °C abkühlt.

Der häufig synonym verwendete Begriff «Kryotherapie» bezeichnet streng genommen anderweitige Behandlungen mit «milderen» Temperaturen, nämlich knapp unter dem Gefrierpunkt (z.B. Aufenthalt in einer Kühlkammer zur Linderung rheumatischer Beschwerden).

Ablative Lasertherapie:

Betroffene Hautgewebe werden mit Laserstrahlen zielgenau verdampft und somit aktinische Keratosen oberflächlich abgetragen. Dementsprechend stellt diese Therapie eine Alternative zur oben genannten chirurgischen Behandlung dar. Moderne Lasergeräte ermöglichen eine punktgenaue und schnelle Behandlung.

Photodynamische Therapie (PDT):

Zunächst erfolgt eine Vorbehandlung der aktinischen Keratosen mit einem speziellen Wirkstoff, der sich vor allem in den krankhaft veränderten Hautzellen anreichert. Nach einer ausreichenden Einwirkzeit erfolgt eine Bestrahlung der entsprechenden Hautstellen mit Rotlicht. Hierdurch kommt es zur Aktivierung des verabreichten Wirkstoffs, der für die Zerstörung der veränderten Zellen sorgt. Anstelle dieser als konventionell bezeichneten PDT kann auch eine Tageslicht-PDT zum Einsatz kommen: Hier ersetzt das Tageslicht die Anwendung des roten Lichts.

Lokale Anwendung von Cremes oder Salben:

Wirkstoffhaltige Cremes oder Salben werden von den Patienten selbst aufgetragen, je nach Arzneimittel über mehrere Wochen. Ebenfalls abhängig vom Präparat können damit sowohl punktuell einzelne oder mehrere aktinische Keratosen behandelt werden als auch – in Fällen einer Feldkanzerisierung – ganze Hautareale.